Bitteres Saisonende als Spiegelbild der Saison? | Hockey Club Davos

News - Bitteres Saisonende als Spiegelbild der Saison?

Der HC Davos hat in drei intensiven Partien gegen den SC Bern in den erstmals ausgetragenen Pre-Playoffs die Viertelfinal-Qualifikation verpasst. Viele Experten beschreiben die HCD-Performance in dieser Mini-Serie als Spiegelbild der ganzen Saison. Ist sie das?

Die HCD-Akteure waren am Sonntagabend nach dem Schlusspfiff und dem unumstösslichen Saisonende bitter enttäuscht. Einige übermannten die Emotionen. Neben der emotionalen Enttäuschung kam die physische Müdigkeit dazu. Die Spieler hatten noch einmal alles aus sich rausgepresst, waren in den kräftezehrenden Partien über die allermeisten der zehn Drittel die spielbestimmende Mannschaft, erspielten sich ein krasses Schussverhältnis von 144:80, verloren aber dennoch zwei von drei Duelle. Und nur das zählt am Schluss. 
Die Gründe zum Ausscheiden liegen vordergründig auf dem Tisch. Kurz zusammengefasst waren es defensive Fehler im 1. Drittel im 1. Spiel und eine schlechte Chancenverwertung in der 3. Partie, die das Saisonende besiegelten. Aber der HCD bewies im zweiten Pre-Playoff-Spiel in Bern, dass er auch eine sehr gute Balance zwischen diszipliniertem Defensivverhalten und effizientem Offensivspiel aufs Eis bringen kann. Doch wie schon in der Regular Season schafften es die Bündner nicht, diese Balance über eine längere Zeit, sprich über diese drei Partien umzusetzen. Insofern waren die Pre-Playoffs tatsächlich ein Spiegelbild der Saison.

Davos hat mit einem Schnitt von 3.5 Gegentoren/Spiel während der ganzen Saison zu viele Gegentreffer zugelassen. Ein Grund dafür war sicher, dass mit Du Bois und Paschoud die beiden wichtigsten Defensivverteidiger praktisch die ganze Saison ausfielen. Kam dazu, dass die Geschäftsleitung aus wirtschaftlichen Gründen in der Coronakrise zuerst ans Überleben der Organisation denken musste, und deshalb die Absenzen nicht kompensierte. Der HCD trat über Monate mit denselben sechs Verteidigern an, mehr waren nicht verfügbar. Magnus Nygren stand durchschnittlich in jedem Spiel über 26 Minuten auf dem Eis. Das ging lange gut, eine gewisse Müdigkeit konnte aber auch er im Saisonfinale nicht verbergen.
Auch die Offensive war coronabedingt dünn besetzt. Zwar schossen die Davoser gute 3.4 Tore/Spiel, das war der zweitbeste Wert hinter den Überfliegern aus Zug, aber auch die offensive Last konnte auf zu wenig Schultern verteilt werden. In den Pre-Playoffs spielte der HCD faktisch mit nur drei Sturmlinien. Das mag wie im Auswärtsspiel anfangs Februar in Genf in Ausnahmefällen zum Erfolg führen, ist aber im modernen Eishockey eigentlich nicht mehr möglich. So war es am Schluss auch eine Frage der Energie, die den HCD am SCB scheitern liess. Ganz besonders bei dem zwar äusserst attraktiven, aber enorm kräftezehrenden Tempospiel der Bündner.
Viele dieser Probleme wurden schon vor Monaten erkannt. Das HCD-Kader der nächsten Saison wird viel breiter aufgestellt sein. In der Defensive werden mit Thomas Wellinger und Dominik Egli zwei Akteure zur Verfügung stehen, die einen Nygren massiv entlasten. Und in der Offensive kommt mit Julian Schmutz, Raphael Prassl, Axel Simic und drei neuen Ausländern sicher viel frische Energie ins Davoser Tempospiel.
Insofern ist der HCD auf seinem Weg zurück ins obere Mittelfeld der Liga mit dem Verpassen der Playoffs wohl etwas ins Stocken geraten. Für die nahe Zukunft ist der Davoser Dampfer trotzdem weiterhin auf Kurs. Das Minimalziel Playoff-Qualifikation darf aber in 12 Monaten nicht mehr verpasst werden.

Quelle: HCD-Onlineredaktion  Foto: Maurice Parrée
 

Bitteres Saisonende

13.04.2021 09:51