Ein Sommer mit bewährten Tugenden und vielen neuen Gesichtern | Hockey Club Davos

News - Ein Sommer mit bewährten Tugenden und vielen neuen Gesichtern

Es gab kaum ein Sommer in der jüngsten Geschichte des HCD, in welcher so viele neue Spieler das Trainings-Shirt mit dem blaugelben Logo überzogen, wie heuer. Gleich zwölf mehr oder weniger Davoser Newbies figurierten Anfangs Saison 2021/22 auf der Trainingsliste. Eine Herausforderung, auch für den Athletik-Staff rund um Steven Lingenhag. 

Mehr oder weniger neue Spieler: Dieser Satz macht stutzig. Mehr oder weniger ganz einfach aus dem Grund, da mit Torhüter Gilles Senn beispielsweise einer im Training dabei war, der auch in den letzten Jahren den Sommer beim HCD verbracht hat. Oder auch wegen Simon Knak und Philipp Kurashev, den beiden jungen Stürmern die sich für eine weitere Saison in Nordamerika vorbereiten. 
Abgesehen von diesen Dreien waren aber es aber neun wirklich neue Gesichter, die Athletic Coach Steven Lingenhag über die Sommermonate intensiv betreute. Es sei nicht ganz einfach gewesen, die Bedürfnisse aller Spieler abzudecken. „Einige unserer neuen Jungs waren noch lange mit der Nationalmannschaft unterwegs oder absolvierten ihren Militärdienst und kamen so erst Wochen nach dem offiziellen Trainingsstart zu uns. Oder Jesse Zgraggen, er konnte den Playoff-Final spielen und wurde Schweizer Meister mit dem EV Zug. Spielte also fast einen Monat länger als die HCD-Spieler, ehe er die Sommermonate in den USA verbrachte. Ich war viel am Telefon, habe so mit den Spielern kommuniziert und versucht, ihnen optimale Hilfe und Anweisungen zu bieten“, führt Lingenhag die intensiven letzten Wochen aus. Auf seinem Bürotisch stapeln sich Fresszettel, Wochenpläne, Sportuhren und ein angefangenes Sandwich. „Ich komme tagsüber kaum zum Essen“, sagt er mit einem Lächeln.
Rund ein Dutzend neuer Spieler bedeutet auch rund ein Dutzend neuer Blessuren, Einschränkungen oder Schwächen. All das musste Lingenhag schon beim ersten Gespräch und bei den Tests zu Trainingsbeginn in Erfahrung bringen, um die individuellen Trainingspläne für jeden Spieler optimal vorzubereiten. „Es ist wichtig, dass die Spieler ehrlich zu mir sind. Nur so können mein Team und ich optimal mit ihnen arbeiten und ihnen helfen, sich physisch zu verbessern.“ Schon Anfangs Mai wurden die Spieler dann auf Herz und Nieren getestet. Beim Ausdauerlauf, bei Sprüngen, bei Kraft- und Dehnübungen oder auch beim Stemmen von Gewichten wurden die Karten, bzw. die Daten schonungslos auf den Tisch gelegt. „Diese Werte brauche ich“, erklärt Lingenhag das eher unschöne Willkommensszenario, „damit ich wie schon erwähnt individuell mit jedem Spieler arbeiten kann. Wenn einer im Mai mehr Kraft im rechten Bein hat, sorge ich dafür, dass er anfangs Eissaison im linken Bein genau so viel Kraft hat. So einfach ist es.“ Zudem hat Lingenhag mit einer Applikation, welche mit den Uhren der Athleten verbunden ist, auch die „Kontrolle“ über die Spieler, die ihr Sommertraining nicht in Davos absolvieren. Wie bei Magnus Nygren beispielsweise. Der Schwede bekomme einen Trainingsplan, welchen er in diesem Umfang in seiner Heimat Karlstadt bestreiten müsse. 1800 Kilometer weiter südlich fliegt dann bei Lingenhag die Meldung ein, dass Nygren sein Trainingspensum erreicht hat – oder eben nicht. 

Und wieder die Treppe der Parsennbahn
Abgesehen von der Betreuung der Neuen gab es natürlich auch sonst einiges zu tun im Landwassertal. Denn der Kern der Mannschaft um die Leitwölfe Ambühl und den Wiesers wollten genauso wie die Neuen gefordert und gefördert werden. Im Kraftraum, im Trainingscenter und auf dem Sportplatz wurde in Kleingruppen trainiert, dazu nahm Lingenhag die ganze Mannschaft mehrmals während der Woche für Unihockey-Matches oder Badminton-Turniere zusammen. Wie schon im letzten Jahr setzten die Verantwortlichen auf viel Abwechslung im Trainingsalltag. Da durften die traditionellen berühmt-berüchtigten Sommer-Challenges nicht fehlen, welche jeweils am Donnerstagabend stattfanden. Neben Bikerennen, Bouldern oder diversen Bergläufen durften die Spieler einmal mehr auch die 600 Meter Höhenunterschied zur Mittelstation Parsenn auf der Evakuierungstreppe überwinden. Auf die Frage, ob denn nun das erste Mal oder das zweite Mal schwieriger war, antworteten fast alle gleich: «Dieses Mal! Ganz klar!» Beim ersten Mal seien sie einfach gelaufen und die Köpfe seien ausgeschalten gewesen. Diesmal kam zum physischen Leiden auch die mentale Komponente dazu, dass die meisten Spieler jederzeit wussten, wie weit es noch gehen würde bis ins Ziel. «Das war eine gute Übung für die Köpfe der Spieler. Es wird immer wieder Situationen geben, in welcher der Körper kaum mehr Energie hat. Mit mentaler Stärke können wir da noch einige ungeahnte Energiereserven anzapfen», ist sich Lingenhag sicher. 
Obendrauf engagierte sich der HCD in diesem Sommer auch wieder an gemeinnützigen Arbeiten für die Gemeinde Davos nachdem im letzten Sommer keine solche Einsätze aufgrund von Covid möglich waren. Nun konnten die Spieler aber wieder ran an die Äxte und Baumstämme. Im Sertigtal sowie unterhalb des Laret waren die Jungs im Einsatz und halfen mit, Waldschäden zu beheben. Dieses «draussen sein» mit der ganzen Mannschaft nutzte der Coachingstaff vor allem auch für Teambildungszwecke. «Wenn die Spieler zusammenarbeiten geht es einfacher – genau wie auf dem Eis», erklärte Steven Lingenhag. Nebst der harten Arbeit im Kraftraum waren die Challenges oder auch die Waldarbeiten eine willkommene Abwechslung. 

Ein letzter Kraftakt vor den Ferien
Zufriedene Gesichter mit der Gewissheit, den harten Sommer geschafft zu haben, sah man am letzten Donnerstag in der Mäderbeiz im Flüelatal. Bei bestem Wetter liess die Mannschaft den Abend ausklingen, nachdem sie geschlossen den Davoser Hausberg, das Seehorn auf 2238 m ü. M. bezwungen hatten. Wie immer war auch dies alles andere als ein Sonntagsausflug für Andres Ambühl und Co. wenn Lingenhag zur finalen Sommer-Challenge lud. «Ich habe nochmals vollen Einsatz erwartet und diesen bekommen. Egal ob arrivierte Spieler wie Ambühl oder Paschoud, oder neue Gesichter wie Axel Simic oder Julian Schmutz, jeder ging nochmals ans Limit. So soll es sein», freute sich Lingenhag bei einem kühlen und wohlverdienten Calanda in der Abendsonne. 

Das grosse Sommer-Trainingsvideo findet ihr im Video-Folder.

Text: HCD-Onlineredaktion Bild: Maurice Parrée
 

mit bewährten Tugenden

02.07.2021 15:00