
Jeder nahm sich an der eigenen Nase
21.11.2023, 11:00
Sven Jung ist keiner, der für die Kulisse spielt. Der HCD-Verteidiger hat in der laufenden Meisterschaft noch nie getroffen und erst fünf Assists auf seinem Skorerkonto. Jung hat aber andere, für die Mannschaft wichtige Qualitäten.
Auf den Emmentaler, der schon seit 2014 die blaugelben HCD-Farben trägt, ist in der Defensive Verlass. Er weiss seine 86 Kilogramm bei einer Körperlänge von 1,87 Meter in den Zweikämpfen und vor dem eigenen Tor geschickt einzusetzen (erst fünf Zweiminutenstrafen in den ersten 23 Ernstkämpfen dieser Saison), verfügt über ein ausgezeichnetes Positionsgefühl und überzeugt mit viel Spieldisziplin. Sein Wert für die Mannschaft dokumentiert die Plus/Minus-Bilanz (auf dem Eis bei HCD-Treffern und Gegentoren) von +9. Einzig Kristian Näkyvä weist in dieser Statistik bei Davos mit +12 eine noch bessere Bilanz auf.
Keine Panik nach dem Lugano-Spiel
So schnörkellos und entschlossen, wie er auf dem Eis auftritt, analysiert Jung wenige Minuten nach der Schlusssirene im Kabinengang die erfolgreiche Partie gegen die ZSC Lions. „Wir wussten, dass wir nach unserem schlechten Auftritt in Lugano und der dritten Niederlage in Folge eine Reaktion zeigen mussten“, sagt der HCD-Verteidiger. „Wir spielten gegen die ZSC Lions vor allem als Team gut zusammen und traten kompakt auf. Wenn dennoch ein Fehler passierte, wurde er von einem Mitspieler ausgebügelt. Das war viel besser als in den vorangegangenen Partien.“ Nach dem Spiel in Lugano habe in der Kabine trotz des 4:6 keine Panik geherrscht. Auch Headcoach Josh Holden sei ruhig geblieben, erzählt Jung. „Jeder nahm sich an der eigenen Nase. Schliesslich wusste jeder, dass wir im Tessin nicht zeigten, was wir wollten und auch können. Wir wussten, dass wir gerade gegen starke Gegner viel mehr erreichen können, wenn wir als geschlossenes Team agieren statt mit Einzelaktionen. Im Warm-up analysierten wir am Mittag vor dem ZSC-Match ein paar Szenen aus der Partie in Lugano mittels Videoaufnahmen.“
Nachdem Matej Stransky kurz vor der ersten Pause bei einem Penalty noch an ZSC-Goalie Simon Hrubec gescheitert war, schoss Valentin Nussbaumer die Davoser nach 80 Sekunden im Mitteldrittel in Führung. Kurz danach annullierten die Headschiedsrichter das vermeintliche 2:0 von Joakim Nordström nach langer Videokonsultation wegen einer vorangegangenen Torhüterbehinderung von Leon Bristedt. Diesen Rückschlag steckten die Davoser mit bemerkenswertem Selbstvertrauen weg. Sie liessen sich nicht aus ihrem Konzept werfen. „Wir wussten, dass es so oder so weitergehen würde, ob nun mit 1:0 oder 2:0. Schliesslich hatten wir schon ein gutes Startdrittel gezeigt und sahen deshalb keinen Grund, etwas zu ändern“, bemerkt Jung passend dazu.
Grosses Kompliment vom ZSC-Coach
Die Entschlossenheit der ganzen Davoser Mannschaft symbolisierte Andres Ambühl bei seinem Treffer zum 2:0 zu Beginn des Schlussdrittels. Danach verhielten sich die Davoser beim Zürcher Ansturm clever und taktiktreu. Sandro Aeschlimann verhinderte mit mehreren Glanzparaden, dass bei den Gästen gar nie richtig Hoffnungen auf eine Wende aufkamen. Der HCD-Goalie parierte alle 30 Schüsse, die auf sein Tore kamen. Das 3:0-Schlussresultat besorge der Davoser Topskorer Stransky, indem er den Puck im leeren ZSC-Tor unterbrachte. Ein besonders Lob gab es nach der Partie vom Gegner. „Die Davoser waren in allen Bereichen besser als wir», konstatierte ZSC-Coach Marc Crawford. „Im Sturm, in der Verteidigung, im Tor. Kompliment an die Davoser für ihre engagierte Leistung!“
Quelle: Hansruedi Camenisch / Davoser Zeitung Foto: Maurice Parrée