Meine Leidenschaft sprudelt nach wie vor | Hockey Club Davos

News - Meine Leidenschaft sprudelt nach wie vor

Knapp vier Monate nach seinem schweren Autounfall hat Noah Schneeberger das individuelle Eistraining wieder aufgenommen. Die Lust des 35-Jährigen auf ein Comeback wächst: „Bei mir sprudelt nach wie vor die Leidenschaft fürs Eishockey. Ich spüre den Reiz, alles nochmals auf Eis zu bringen“, sagt er.

Es geschah am 17. Oktober des letzten Jahres: Das Auto, in welchem Noah Schneeberger als Beifahrer sass, kollidierte in der Galerie Salezertobel am Davosersee mit einem Sattelschlepper. Der 35-jährige Eishockeyprofi musste mit dem Helikopter ins Kantonsspital nach Chur geflogen und dort operiert werden. Nach acht Tagen im Spitalbett folgten die ersten drei Wochen Reha im Rollstuhl in Rheinfelden. Danach wechselte er an Krücken nach Magglingen. Am 24. Januar wagte sich Schneeberger erstmals wieder in Davos aufs Eis, nachdem er das Okay von den Ärzten bezüglich Knochenheilung erhalten hatte. Es war für den verletzten HCD-Verteidiger ein besonderer Moment: „Ich war schon sehr lange nicht mehr so nervös. Denn ich hatte Respekt vor diesem Schritt. Schliesslich habe ich Metall und Schrauben im linken Bein an Stellen, wo man nicht weiss, wie der Körper allgemein und in Schlittschuhen reagiert.“ Dieser Respekt wich dann aber rasch höchst positiven Emotionen. „Ich habe mich nach diesem ersten Eiskontakt freudig und glücklich wie ein Kind gefühlt“, so Schneeberger.

„Ich bin dankbar, dass ich wieder so weit bin“
Zu seiner aktuellen Situation sagt der HCD-Spieler: „Ich bin fleissig am Trainieren, mich am Pflegen und noch viel mehr, mich pflegen zu lassen.“  Er sei am Herausfinden, neue Reize zu setzen bezüglich Krafttraining, „damit ich mit höheren Gewichten arbeiten kann. Meine Muskulatur und das ganze Gewebe wurden beim Unfall doch arg verletzt. Das muss ich jetzt wieder zum ‚Fliessen‘ bringen.“ Schneeberger erzählt weiter: „Es gibt Tage, an denen ich sehr zu knabbern habe, wenn es noch nicht so geht, wie ich es mir gerne vorstellen würde. Aber grundsätzlich geht es mir den Umständen entsprechend gut. Ich bin dankbar, dass ich wieder so weit bin. Mein Körper muss nun lernen, wieder mit den Reizen umzugehen. Mit dem operierten Knie bin ich inzwischen wieder sehr glücklich. Aber auch der ganze linke Unterschenkel war beim Unfall stark zertrümmert worden.“
In der vergangenen Woche begab sich Schneeberger erstmals regelmässig aufs Eis, noch immer individuell, losgelöst vom Mannschaftstraining. „Es sind kurze Frequenzen“, präzisiert er. „Mega Freude habe ich an der Stocktechnik und am Passen, aber es fehlt noch enorm viel, etwa an der Kraftübertragung beim Schlittschuhlaufen. Langsam gehe ich nun die Automatismen wieder an. Grundsätzlich ist mir das Eishockeyspielen natürlich noch immer sehr vertraut. Deshalb vergesse ich mich manchmal völlig, bis es mir ‚eins zwickt.‘ Dann weiss ich es wieder: Scheisse, du bist ja noch verletzt.“

Rücktritt ist kein Thema
Trotz seiner gravierenden Verletzungen und der langen Genesungszeit dachte Schneeberger nur im ersten Moment nach dem schweren Unfall an Rücktritt. „Seither nicht mehr“, sagt der vorbildliche Vollblut-Eishockeyaner und diplomierte Berufsmasseur mit eigener Massage- und Therapiepraxis in Langenthal. „Ich erlitt Knochenbrüche; die können heilen. Und ich spüre, wie es heilt und dass mein Körper grosse Fortschritte macht. Dafür bin ich dankbar“, bemerkt Schneeberger. Bei mir sprudelt nach wie vor die Leidenschaft fürs Eishockey und der Reiz, alles nochmals auf Eis zu bringen.“ Ob es gar in dieser Saison noch für ein Comeback reicht, ist allerdings höchst fraglich. Das ist er sich bewusst: „Bezüglich Träumen und Wünschen ist vieles möglich. Realistisch wird es jedoch sehr, sehr schwierig.“
Schneebergers Zukunft ist offen, zumal sein Vertrag mit dem HCD Ende Saison ausläuft. „Zurzeit bin ich noch daran, meine Energie in die richtigen Bahnen für meine Gesundheit zu bringen“, bemerkt der routinierte, zuverlässige Verteidiger mit dem guten Auge für die Angriffsauslösung. Er ergänzt: „Wie mittlerweile alle wissen, ist die laufende Saison für mich nicht wunschgemäss oder schön verlaufen. Deshalb ist das Kapitel HCD für mich nicht abgeschlossen. Zu gegebener Zeit werde ich das Gespräch mit den Klubverantwortlichen suchen. Mit meiner positiven Lebenseinstellung bin ich zuversichtlich, dass es weitergehen wird.“

Quelle: Hansruedi Camenisch / Davoser Zeitung   Foto: Maurice Parrée

Leidenschaft

13.02.2024 11:00