Nach dem Spiel ist vor dem Spiel | Hockey Club Davos

News - Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Der HCD hat am Dienstagabend seine zweite Playoff-Partie gegen Lausanne zuhause mit 2:3 verloren. Nach der Schlusssirene begannen gleich die Vorbereitungen auf Spiel 3 vom Donnerstagabend mit Regeneration, Trinken, Essen und Schlafen. Was das heisst, erläutert HCD-Mannschaftsarzt Walter Kistler.

Enzo Corvi steht ein paar Minuten nach Spielschluss vor der HCD-Kabine. Der Mittelstürmer analysiert die 2:3-Niederlage. Er ärgert sich über das ineffiziente Davoser Powerplay. „Sieben Lausanner Strafen, also 14 Minuten Überzahl, und in dieser Zeit nur ein Treffer – das ist schwach“, stellt er fest. Zu Vergleich: Lausanne münzte zwei seiner ersten drei Überzahlphasen in Treffer um. Mit Blick auf das Spiel vom Donnerstag sagt er. „Wir müssen viel entschlossener und härter in die Zweikämpfe steigen, mehr ‚fighten‘ und uns in den Special Teams klar steigern.“

Aufs Velo oder ins Eisbad
Während Corvi noch seine Auskunftspflichten erfüllt, trampeln zahlreiche seiner Teamkollegen im Kabinentrakt auf Velos. „‘Cool down’, also aktive Bewegung, damit sich der Körper rasch wieder erholen kann“, nennt das HCD-Mannschaftsarzt Walter Kistler. Das geschehe individuell und recht unterschiedlich. „Es geht darum, das Laktat aus der Muskulatur zu mobilisieren. Viele steigen aufs Velo, um ‚runterzufahren‘. Andere bevorzugen ein Eisbad“, so Kistler. Gefordert sind auch die Physiotherapeuten. „Nach dem Match lassen sich primär jene Spieler massieren, die sich irgendwie verletzt haben“, erklärt Kistler. „Dabei geht es nicht nur um die heftigen Verletzungen, die der Arzt anschauen muss, sondern auch um erlittene Schläge oder Muskelprobleme.“ Am spielfreien Tag hingegen begeben sich praktisch alle Spieler in die Massage. Und viele schätzen auch noch einen Aufenthalt in der Sauna. Die dazu benötigte Infrastruktur ist im neu renovierten Eisstadion vorhanden.

Essen und Trinken
Zur möglichst schnellen Regeneration gehört auch die richtige Ernährung und die Aufnahme von genügend Flüssigkeiten. Bei der Ernährung sind Proteinshakes und Kohlenhydrate Stichworte. Es gelte, auf individuelle Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen. „Alles muss relativ leicht verdaulich sein und schnell ins Blut gehen“, sagt Kistler. Er nennt als Beispiele Teigwaren, Reis oder Rührei. „Speck mit Bohnen sind nicht zu empfehlen“, meint der Teamarzt lachend. Hingegen gelte es, auf genügend Vitamine zu schauen. Da seien zum Beispiel Früchte ideal, die Zucker beinhalten.
Nun zu den Flüssigkeiten. „Salz ist wichtig“, sagt Kistler und präzisiert: „Aber nicht nur Kochsalz, auch Elektrolyten und Magnesium.“ Es lasse sich gut kombinieren mit kohlehydrathaltigen Stoffen wie Maltodextrin, einem wasserlöslichen Kohlehydratgemisch. Aller Bemühungen im Ernährungs- und Flüssigkeitsbereich zum Trotz ist sich der HCD-Mannschaftsarzt aber bewusst, „dass wir in dieser knappen Zeit nicht alles regenerieren können. Der Zwei-Tage-Spielrhythmus ist katabol. Es wird immer etwas weniger.“

Möglichst ohne Schlaftabletten
Von Bedeutung ist im Playoff-Stressprogramm bei der Regeneration natürlich auch viel Schlaf. Trotz körperlicher Müdigkeit ist das nach den hoch emotionalen Partien aber nicht für jeden Spieler einfach. Gehören folglich Schlafmittel in ihre Hausapotheken? Dazu Kistler: „Es gibt Spieler, die recht gut runterfahren können. Wir versuchen möglichst ohne Schlafmittel durchzukommen, weil sie keinen regenerativen Schlaf bewirken. Ausnahmen während den Playoffs sind jedoch möglich.“

Während der Playoffs ist es generell nicht mehr möglich, noch irgendetwas richtig zu trainieren. Dazu ist der Spielrhythmus viel zu kurz. Gleichwohl versammelt sich die Mannschaft an jedem spielfreien Tag. Da ist jeweils individuelles Training, das heisst sich bewegen, angesagt. Die meisten Spieler begeben sich kurz aufs Eis. „Es geht darum, etwas Eis unter den Kufen zu spüren“, nennt es Kistler. Weiter werden bei diesen Zusammenkünften taktische Belange mit dem Coachingstaff besprochen.

Wie vor dem ersten Playoff-Spiel reiste der HCD bereits am Tag vor dem Spiel, diesmal also am Mittwochnachmittag, in die Westschweiz. In den Playoffs ist auch bei den Auswärtspartien Kistler immer dabei – oder seine Stellvertreterin Selina Rüegg.

Text: Hansruedi Camenisch   Foto: Maurice Parrée

ist vor dem Spiel

21.03.2024 09:30