Nach Visum- und Reisestress ins kalte Wasser | Hockey Club Davos

News - Nach Visum- und Reisestress ins kalte Wasser

Der 30-jährige Kanadier Joseph Morrow hat am Dienstagabend bei der 0:2-Heimniederlage des HC Davos gegen Lausanne sein Debüt gegeben – ein noch diskretes.  Alles andere hätte im Fall des 30-jährigen Verteidigers unter den gegebenen Umständen allerdings auch überrascht.

Joseph Morrow hat bewegte und auch nervenaufreibende Tage hinter sich. Der kanadische Verteidiger bestritt die laufenden Saison für Sotschi in der russischen Kontinental Hockey (KHL). Nachdem klar war, dass sich der HK Sotschi nicht mehr für die Playoffs qualifizieren konnte, erhielt er die Freigabe, sich nach einem anderen Klub umzusehen. Dem 1,85 Meter grossen und 94 Kilogramm schweren Abwehrspieler mit der Erfahrung aus 173 NHL-Spielen für die Boston Bruins, die Montreal Canadiens und die Winnipeg Jets kam die Anfrage und die rasche Einigung mit dem HCD zupass. So weit, so gut. Wegen des Ukraine-Kriegs gestalteten sich für den Kanadier aber die Beschaffung des Arbeitsvisums und auch die Reise aus Russland kompliziert, weil zurzeit keine direkten Flugverbindungen in die EU-Staaten und die Schweiz bestehen. Morrow flog schliesslich via die türkische Metropole Istanbul nach München, wo er am Montag sein Visum für die Schweiz abholen konnte, worauf er sich direkt nach Davos begab.

Ins kalte Wasser geworfen
„Die Sonne scheint, die Leute gehen Skifahren und Snowboarden“, waren seine ersten flüchtigen Eindrücke von seinem neuen Arbeitsort. Zeit, sich umzusehen, blieb Morrow genauso wenig, wie sich ruhig in seinen neuen Klub zu integrieren. Nach dem Warm-up am Dienstagvormittag wurde er am Abend bereits ins kalte Wasser geworfen. Mit dem ersten Ernstkampf in den HCD-Farben gegen Lausanne ging es gleich richtig zur Sache – ohne auch nur ein einziges ordentliches Training mit seinen neuen Teamgefährten absolviert. Das HCD-Trainerduo Waltteri Immonen/Gren Metropolit wollte Morrow erste Erfahrungen im National-League-Eishockey sammeln lassen und gleichzeitig selber erste Eindrücke vom Kanadier erhalten. Morrow erhielt 10:55 Minuten Eiszeit, aber noch keine in Über- und Unterzahlphasen.

„Wirklich nicht einfach“
„Diese Partie war wirklich nicht einfach für mich“, sagt Morrow wenige Minuten nach Spielschluss der „Davoser Zeitung“. „Mein persönliches Ziel war es, möglichst einfach zu spielen. Das ist mir nicht schlecht gelungen. Aber die für mich ungewohnte Höhenlage von Davos setzte mir zu. Und dann merkte ich natürlich auch, dass ich zehn Tage lang nicht mehr mit einem Team trainiert hatte. Ich brauche nun einige Trainings und Tage, bis ich mein wirkliches Potenzial ausspielen kann.“ Erschwerend kam für Morrow weiter hinzu, dass er praktisch erstmals in seinem Leben auf grösseren Eisfeld spielte, wie sie im Gegensatz zu Nordamerika und der KHL in den meisten Ländern Europas gang und gäbe sind. „Das ist ein grosser Unterschied“, stellt der neue HCD-Kanader fest. „Es ist ein ganz anderes Spiel. Es ist schnell. Du musst jede Sekunde aufpassen. Und du musst deine Position halten und in jedem Einsatz einen grossen Effort leisten.“

„Das Hockey ist ‚fine‘“, sagt Morrow nach seinen ersten 60 Meisterschaftsminuten auf Schweizer Eis. „Leider haben wir mit 0:2 verloren. Aber ich spüre es: Mit diesem Team möchte ich noch viele Spiele bestreiten. In dieser Mannschaft steckt viel. Jeder kämpft und rennt für den anderen. Vor allem im letzten Drittel hat man gesehen, dass auch viel spielerische Qualität in diesem Team steckt. Ich bin überzeugt, dass wir in dieser Saison noch viel Spass haben werden.“

Die Qual der Wahl
Weil Joakim Nordström nach seiner Matchstrafe aus dem Ajoie-Spiel gegen Lausanne gesperrt war, konnte das HCD-Trainerduo gegen die Romands alle sechs verfügbaren Ausländer einsetzen. Das ändert sich ab sofort. Denn von den nun sieben einsatzbereiten „Söldnern“ dürfen für jeden Match nur sechs nominiert werden. Erstmals stellt sich für Immonen und Metropolit am Wochenende die Qual der Wahl. Der HCD gastiert am Freitagabend beim Spengler Cup-Sieger HC Ambri-Piotta. 24 Stunden später empfangen die Bündner den HC Lugano um 19.45 Uhr im Davoser Eisstadion. Beide Tessiner Klubs kämpfen noch um die Teilnahme an den Pre-Playoffs. Der HCD seinerseits benötigt noch weitere Punkte zur direkten Playoff-Qualifikation.

Quelle: Hansruedi Camenisch / Davoser Zeitung   Foto: HCD

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24.02.2023 11:00