Trotz frühem Saisonende einen Schritt nach vorne gemacht | Hockey Club Davos

News - Trotz frühem Saisonende einen Schritt nach vorne gemacht

Die Enttäuschung ist beim HCD nach dem Ausscheiden im Playoff-Viertelfinal logischerweise gross, zumal er gegen den meistgenannten Meisterkandidat ZSC Lions auf Augenhöhe spielte. Generell war der HCD in der Saison 2022/23 stärker und besser als in der vorangegangenen Spielzeit.

Die Davoser bäumten sich im letzten Match am Freitagabend in Zürich nochmals vehement auf. Sie offenbarten totalen Einsatz und Kampfgeist, betrieben einen enormen Aufwand. Den Puck brachten sie aber nicht an Simon Hrubec vorbei. Der Tscheche im ZSC-Tor war schon in der Regular Saison – auch statistisch – der beste Torhüter in der National League. Schliesslich entschied ein Zufallstreffer die Partie: In der 48. Minute lenkte Willy Riedi einen Weitschuss von Christian Marti entscheidend ins Davoser Tor ab. Sonst hielt die Bündner Abwehr den Zürchern stand. Davon 11:52 Minuten (!) allein im Boxplay. Der HCD war schon in der Qualifikation das beste Penaltykilling-Team der Liga.

Bittere Fehlentscheide
Am Freitagabend verteidigte sich Davos allein in der ersten Hälfte der Mitteldrittels während 7:52 Minuten in Unterzahl erfolgreich. Geschuldet war diese sehr lange Minderzahl primär einer Fünfminutenstrafe plus Spielrestausschluss gegen Aaron Irving wegen eines angeblichen Checks gegen den Kopf von ZSC-Stürmer Jerôme Bachofner. Tags darauf taxierte der Einzelrichter der National League den Spielfeldentscheid der beiden Headschiedsrichter als Fehlurteil und hob ihn auf! Bereits in der Partie zuvor war der HCD durch einen Fehlentscheid stark benachteiligt worden. Damals übersahen die Spielleiter einen eindeutigen Ellbogencheck von Phil Baltisberger an den Kopf von Joakim Nordström, der reglementsgemäss eine Fünfminutenstrafe zur Folge gehabt hätte. Auch in diesem Fall kam die Korrektur erst einen Tag später durch den Einzelrichter. Der ZSC-Verteidiger wurde für ein Spiel gesperrt, Nordström konnte aber infolge einer Hirnerschütterung nicht mehr in den Playoffs auflaufen. Die Feldentscheide sollen keine Entschuldigung für das Playoff-Aus des HCD sein. Für die Bündner waren die nachträglichen Korrekturen jedoch ein schwacher Trost. 

Die Mühe mit dem Toreschiessen
Der HCD begegnete den ZSC Lions, dem meistgenannten Kandidaten auf den Meistertitel, auf Augenhöhe. Die beiden Mannschaften begeisterten in den fünf Playoff-Partien die Zuschauer mit attraktivem, umkämpftem Vorwärts-Eishockey und starken Defensivabteilungen. Insgesamt waren die hochkarätig besetzten Zürcher einen Tick abgeklärter. Die Davoser ihrerseits erwiesen sich im Abschluss als zu wenig effizient. In den fünf Playoff-Spielen trafen sie insgesamt nur sieben Mal. Schon in der Regular Season hatten sich die Bündner mit dem Toreschiessen trotz forschem Offensivspiel oft schwer getan. Einer Qualifikation übrigens, in welcher der HCD seine Fortschritte auch statistisch offenbarte. Er sicherte sich die direkte Playoff-Qualifikation diesmal frühzeitig und belegte den fünften Platz. Letzte Saison hatten sich die Davoser den sechsten „Quali“-Schlussrang erst in der letzten Runde erzittert. Vorteilhaft setzte sich der HCD auch in der Champions League in Szene. Er stiess in die K.-o.-Phase vor. Im Achtelfinal scheiterte er nur ganz knapp an Tappara Tampere, dem späteren Champions-League-Gewinner.

Sandro Aeschlimanns Empfehlung
Trotz des Ausscheidens gegen die ZSC Lions spielte Sandro Aeschlimann im Playoff gross auf. Es würde überraschen, wenn der HCD-Goalie nicht fürs WM-Kader berücksichtigt würde. Mit Gilles Senn weiss Davos eine starke Nummer 2 in seinen Reihen. Der gebürtige Walliser blühte nach der Entlassung von Trainer Christian Wohlwend richtiggehend auf. Er war damit nicht der einzige. Wohlwends interimistische Nachfolger, Waltteri Immonen und Glen Metropolit, verrichteten mit ihrer ruhigen Art generell überzeugende Arbeit.

Als Volltreffer erwiesen sich die auf die Saison 2022/23 verpflichteten Verteidiger Klas Dahlbeck und Michael Fora; sie bildeten ein defensives Bollwerk. Im Sturm war Captain Andres Ambühl auch mit 39 Jahren ein grosser Antreiber. Enzo Corvi offenbarte mit seiner Spielübersicht und als Torvorbereiter seine beste Saison. Marc Wieser blühte wieder richtig auf. Von den Jungen fiel Simon Knak am meisten auf. Matej Stransky glänzte erneut als einer der treffsichersten Torschützen in der Schweiz. Dennis Rasmussen und Joakim Nordstörm fielen als unermüdliche Zweiweg-Stürmer auf. Leon Bristedt erfüllte hingegen nicht ganz die erhofften Erwartungen. Nach einem viel versprechenden Saisonbeginn wurde er durch eine Hirnerschütterung zurückgeworfen und kam nie mehr richtig auf Touren.

Mit Josh Holden in die Zukunft
Für nächste Saison steht das HCD-Kader bereits zu grossen Teilen fest. Magnus Nygren kehrt nach sechs Jahren in Davos zu seinem Stammklub Färjestad nach Schweden zurück. An seiner Stelle benötigt der HCD einen neuen Offensiv-Verteidiger mit Weitschuss-Qualitäten. Der kampfstarke Stürmer Julian Schmutz wechselt zu den SCL Tigers. Neuer Headcoach wird bekanntlich Josh Holden. Als Trainerassistenten kann er auf Immonen und Metropolit zählen. Die Taktik mit Spielkontrolle und kontrollierter Angriffsauslösung ist in der Mannschaft implementiert. Mit einem manchmal etwas schnellerem Umschalten von der Defensive in die Offensive könnte der HCD das Überraschungsmoment allerdings noch erhöhen.

Der Saisonrückblick stammt von Hansruedi Camenisch, das Bild von Maurice Parrée

einen Schritt nach vorne gemacht

26.03.2023 15:30