Meet the Junior – Matti Schmid
Ein Knirps, drei Jahre alt, steht zum ersten Mal auf dem Eis. Zwölf Jahre später verlässt er das Nest seiner Eltern in Domat/Ems, um in Davos für seinen Traum zu kämpfen: Eishockeyprofi zu werden. Wie sieht der Alltag eines jungen Spielers beim HCD aus – zwischen Training, Schule, Lehre und dem Leben als 18-Jähriger mit grossen Zielen? Das ist «Meet the Junior». Heute: Matti Schmid.
Zum Eishockey kam Matti Schmid durch seinen Vater, der zum Plausch spielte. Mit drei Jahren stand er mit ihm zum ersten Mal in Flims auf dem Eis. Ob er damals schon seinen Ehrgeiz entdeckte, bleibt offen – sicher ist nur: Später fuhr ihn vor allem die Mutter regelmässig ins Training nach Chur. Mit 15 folgte der Wechsel nach Davos – und damit das erste Mal «flügge» werden. Der Umzug in den neu eröffneten Campus des HC Davos stand bevor. Doch weil sich die Eröffnung verzögerte, wurden die Jungs vorübergehend in einem alten Hotel einquartiert. Für Matti eine erste Härteprobe: «Es war sehr heruntergekommen, wir schliefen auf einem Holzbrett mit Matratze ohne Lattenrost, hatten Rückenschmerzen, das Essen schmeckte mir nicht und im Zimmer war kaum Platz. Ich hatte oft Heimweh in dieser Zeit.» Heute weiss er vor allem eines zu schätzen: «Ein gutes Bett.»
Als der Umzug in den Campus dann endlich vollzogen war, änderte sich vieles: «Das Leben dort war wie in einer grossen Familie. Ich habe echte Freundschaften geknüpft.» So auch mit Simon Müller, der mittlerweile seinen ersten Profivertrag beim HCD unterschrieben hat. «Er ist wie ein Bruder für mich.» Bald folgte der nächste Schritt: raus aus dem Campus, rein in eine WG – gemeinsam mit Noah Grünenfelder und eben Simon Müller. Das Trio versteht sich auf und neben dem Eis. «Nur mit dem Kochen hapert es manchmal.» Fertigrösti steht deshalb oft auf dem Menüplan. «Aber es muss die braune Packung vom Coop sein», sagt Matti grinsend – überzeugt, dass sie ihm ein Leben lang schmecken wird.
Training, Lehre, Schule
Matti Schmid ist im dritten Lehrjahr seiner KV-Lehre bei der AO Foundation in Davos. Von den vierzig U21-Spielern beim HCD sind nur drei in einer Lehre – die anderen besuchen Gymnasium oder Handelsmittelschule. Dass Eishockey für Matti an erster Stelle steht, macht er kein Geheimnis: «Ich bin nicht wegen der Lehre nach Davos gekommen.» Dennoch sei es ihm wichtig, auch im Beruf sein Bestes zu geben. Er ist dankbar, in einem Betrieb zu arbeiten, der ihm den Fokus auf den Sport ermöglicht. «Mein Ziel ist klar: den Sprung eine Tür weiter zu schaffen.» Gemeint ist der Weg aus der Juniorengarderobe in jene der 1. Mannschaft. «Hockey ist eine Sucht. Ich liebe das Spiel und möchte es auf einem Niveau spielen, auf dem ich davon leben kann. Ich liebe die Emotionen, es ist einfach ein schönes Gefühl, auf dem Eis zu stehen, sich kreativ auszuleben, Spass zu haben und gleichzeitig viel Zeit mit den Kollegen zu verbringen.»
Ausgehen ist für Matti höchstens in den Ferien ein Thema. Das wenige Freizeitfenster verbringt er lieber auf dem Golfplatz – oft auch in Domat/Ems, wo er aufgewachsen ist. Die Familie ist ihm wichtig. Seine zwei Jahre ältere Schwester Nina spielt Unihockey bei Floorball Chur United und ist für ihn in gewisser Weise ein Vorbild. «Wir haben ein sehr enges Verhältnis. Wenn es mir nicht gut geht, kann ich sicher sein, dass meine Mutter anruft – noch bevor ich etwas gesagt habe.»
Matti ist offen, reflektiert und arbeitet mit einer Mentaltrainerin, um seine Emotionen in positive Energie auf dem Eis umzuwandeln. «Ich würde mich als klassischen Power-Forward beschreiben. Ich gehe vors Tor, dorthin, wo es wehtut. Ich laufe gerne mit dem Puck aussen herum in die gegnerische Zone, bringe so viel Speed ins Spiel. Meine Aktionen sollen dem Team Energie geben. In dieser Rolle sehe ich mich als Leader – in der Garderobe bin ich aber kein Redenschwinger, das können andere besser.»
Die neue Saison – eine entscheidende
Für die neue Saison hat sich die Nummer 22 der U21 vorgenommen, konstant gute Leistungen zu zeigen – und so die Chance zu erhalten, im Männerteam zu spielen. Ihm ist bewusst, dass nun die entscheidende Phase begonnen hat, um den nächsten Schritt zu schaffen – oder eben nicht. «Ich könnte als "Over-Ager" theoretisch noch fünf Jahre hier spielen, werde aber alles daran setzen, vorher den Sprung ins Männereishockey zu schaffen.»
Matti weiss, dass neben Leistung auch Glück, Timing und die richtige Chance dazugehören – im Sport wie im Leben. Er wird die kommende Saison entschlossen angehen, mit dem Ziel, einen Scorerpunkt pro Spiel zu erzielen, an seinen Ritualen festhaltend und weiter an seiner mentalen Stärke arbeitend. Für den Traum, der ihn begleitet, seit er als Dreijähriger zum ersten Mal die Kufen schnürte.
Meet the Junior
In unserer monatlichen Serie «Meet the Junior» stellen wir junge Talente aus dem HCD-Nachwuchs vor. Sie geben Einblick in ihren Alltag, ihre Ziele und ihre Leidenschaft für den Hockeysport – und zeigen, was es bedeutet, Teil der HCD-Zukunft zu sein.