Eiskauf und ein virtueller «Stammtisch» | Hockey Club Davos

News - Eiskauf und ein virtueller «Stammtisch»

Weil er – wie die anderen Top-Hockeyclubs – aufgrund der verschärften Corona-Regeln Heimspiele faktisch ohne Zuschauer austragen muss, kämpft der HC Davos ums finanzielle Überleben. Auch die Fans wollen mithelfen, das entstandene Millionenloch in der Kasse irgendwie zu stopfen. Deshalb sind verschiedene Aktionen in Vorbereitung.

Der Bundesrat hat am Mittwoch beschlossen, für den professionellen Sport (Fussball und Eishockey) zinslose Darlehen von jeweils 175 Millionen Franken zu gewähren. Allerdings müssen die Clubs strenge Bedingungen erfüllen: So müssen die Vereine beispielsweise Sicherheiten in der Höhe von 25 Prozent des Darlehens leisten. Jene Clubs, die das Geld nicht innerhalb von drei Jahren zurückzahlen können, müssen die Löhne um maximal einen Fünftel kürzen. Zudem haben die Darlehensnehmer maximal zehn Jahre Zeit, die Darlehen zurückzuzahlen. Über allfällige A-fonds-perdu-Beiträge will der Bundesrat nicht vor Dezember entscheiden. HCD-CEO Marc Gianola ist mit dem Beschluss zufrieden. «Dank der Darlehen können wir den Spielbetrieb nun bis Ende Saison aufrecht erhalten. Es ist aber auch so, dass die Rückzahlung die Budgets der weiteren Jahre belasten werden.» Auch mit den erwähnten Bedingungen hat er keine Probleme, da dieses Vorgehen in der Wirtschaft gang und gäbe sei. Trotzdem sei die Situation derzeit sehr angespannt, stellt Gianola mit Blick auf die finanzielle Lage fest. «Nebst der schmerzlich vermissten lautstarken Unterstützung der HCD-Fans an den Heimspielen verlieren wir Einnahmen aus Ticketverkäufen, Gastronomie und Merchandising», heisst es auf der HCD-Homepage dazu. Anstatt jedoch zu jammern und den Kopf in den Sand zu stecken, versuchen die Verantwortlichen, dank kreativer Aktionen zumindest einen Teil des Lochs in der Kasse füllen zu können. Man sei eben auch von Gönnern und Fans angefragt worden, auf welche Art dem Verein geholfen werden könne, meint Gianola. «Diese Bereitschaft und Verbundenheit zum HC Davos ist unglaublich, wir können uns nicht genug dafür bedanken.» Deshalb hat man sich einige Gedanken gemacht und wird in nächster Zeit ein paar spannende Projekte lancieren. Einzelne davon waren für 2021 vorgesehen, wenn der HCD seinen 100. Geburtstag feiern kann. Nun werden sie vorgezogen.

Von «Eis-Square» und «Fundraising-Trikot»
Eines der Projekte nennt sich «Eis-Square» und wird auf der Homepage wiefolgt beschrieben: «Sichere dir ein Stück Eis, das niemals schmilzt. Werde Mitbesitzer der legendären Eisfläche im Eisstadion Davos.» Es handelt sich dabei um eine Aktion, die auch andernorts in ähnlicher Form durchgeführt wurde und jeweils grossen Anklang fand. Konkret können rund 440 mehrere Quadratmeter grosse Stücke der Eisfläche gekauft werden. Man stelle sich den Reiz vor, wenn einem HCD-Spieler das Siegestor ausgerechnet von jenem Stück Eis aus gelingt, das man «besitzt». Zu welchen Preisen die Stücke erhältlich sind und wann die Aktion gestartet werden soll, wird in Kürze auf der HCD-Homepage veröffentlicht. Etwas ganz Besonderes erwartet alle «Eisbesitzer» am Ende der Saison: Jeder soll «sein» Stück Eis nach Hause erhalten, wenn der HCD das Spielfeld im Frühling nicht mehr braucht. In welcher Form das Eis seine Besitzer erreichen wird, ist zur Zeit noch ein Geheimnis.
Eine weitere Idee ist, dass sich die Fans für einen gewissen Betrag mit ihrem Namen auf einem speziellen «Fundrising-Trikot» verewigen können. Das Fanionteam wird dieses Corona-Spezialtrikot dann an einem noch zu benennenden Sonderspiel in dieser Saison tragen. Und zu guter Letzt kann man auch einfach den Nachwuchs mit einem Beitrag finanziell unterstützen. Details zu den Aktionen gibt es unter www.hcd.ch.

Fachsimpeln mit HCD-Experten
Als weiteres Zückerchen an die Fans bereitet man beim HCD eine Art virtuellen «Stammtisch» vor, an dem Personen, die ein Spiel am Fernsehen oder online verfolgen, mit HCD-Experten fachsimpeln können. «Die Fans holen sich zum Beispiel zu Hause während der Übertragung ein Getränk aus dem Kühlschrank und überweisen dem Club den entsprechenden Beitrag. Dafür sorgen wir dafür, dass zum Beispiel ein Staffmitglied oder ein verletzter Spieler für eine gewisse Zeit für Fragen und Diskussionen zur Verfügung steht. So können wir den Fans etwas geben, auch wenn sie nicht ins Stadion kommen dürfen», meint Gianola. Welche Summe dank all der Aktionen zusammenkommen wird, ist schwer vorherzusehen. «Jeder noch so kleine Tropfen auf den heissen Stein hilft uns aber», stellt der HCD-CEO fest.

Quelle: Pascal Spalinger / Davoser Zeitung   Foto: Marcel Giger

«Stammtisch»

06.11.2020 11:00